Bracknell, Chinandega, Ljubljana, Nazareth-Illit,
Oulu, Racibórz, Schwedt, Villeneuve d’Ascq, Wuxi
Das sind die Partnerstädte Leverkusens. Manche sind eher kürzlich zu dem Kreis gestoßen, wie Wuxi in China, andere verbindet mehr als ein halbes Jahrhundert mit uns, wie etwa Oulu. Städtepartnerschaften gibt es unzählige in Europa und auf der ganzen Welt und genauso vielfältig ist der Ursprung der einzelnen Partnerschaften. Manche basieren auf religiösen Verbindungen, andere entstanden durch private Kontakte, wieder andere kommen durch die Namensgleichheit. Viele dieser Städte verbindet aber gerade in Europa mehr. In der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, in der Gründungsphase der europäischen Gemeinschaft, aber auch in ihrem weiteren Verlauf, den kalten Krieg hindurch, waren Städtepartnerschaften ein mächtiges Symbol. ‚Seht her, wir sind keine Feinde mehr‘ oder ‚Schaut, wir stehen für einander ein‘ waren nach den Jahrhunderten des Krieges und während der Konfrontation der Supermächte wichtige Botschaften. Dresden und Coventry hat das gemeinsame Trauma zusammengebracht, Städte in Frankreich und Deutschland haben sich mit ihren Partnerschaften die Hand gereicht, Hof und Plauen standen über den eisernen Vorhang hinweg zusammen.
Was dann passiert ist meist ähnlich: Delegationen besuchen sich, Vereine veranstalten gemeinsame Turniere, fahren zum jeweiligen Stadtfest, Wirtschaft und Tourismus arbeiten enger miteinander, der erste Schulaustausch findet statt. Und all das heißt vor allem eins: Menschen kommen zusammen! Menschen lernen sich kennen und verstehen. Menschen arbeiten zusammen.
Leider hat die Intensität vieler Städtepartnerschaften nachgelassen. Bei vielen steht heute die Wirtschaft im Vordergrund und nicht mehr der Austausch zwischen Menschen. Das ist nicht nur schade, weil soviel Gutes aus diesen Partnerschaften entsteht. Das ist auch schade, weil Verständnis die Grundlage unseres Europas ist. Und es ist schade, weil es die Städte und Gemeinden mit den Menschen die dort wohnen sind, die unsere Gemeinschaft tragen.
Deswegen ist es höchste Zeit die Partnerschaften europaweit neu zu beleben und neue Verbindungen aufzubauen. Das Interesse ist da, an der Umsetzung fehlt es gerade. Europas Gemeinsamkeiten sind größer als unsere Gegensätze – und gerade deswegen müssen wir die Gegensätze kennen lernen. Seit Beginn der Finanzkrise wächst das Mistrauen zwischen Nord und Süd. Die Kluft zwischen Ost und West bricht gerade wieder auf. Große und kleine Staaten kämpfen um die Macht. Und daneben haben wir alle unterschiedliche Erfahrungen, eine reiche Lokalgeschichte, tolles Essen und Trinken und vieles vieles mehr – das sich unterscheidet und doch gleicht.
1963 hat der Weltbund der Partnerstädte den Tag der Partnerstädte ins Leben gerufen, feiern tun ihn wenig. Mein Europa nimmt auch das in die Hand: Mit einem wiederbelebten Tag der Partnerstädte am 27. April. Mit mehr Mitteln für den Austausch, zum einen für die Partnerstädte, zum anderen für die Schulen und Vereine, um sich zu besuchen und die Kooperation auszubauen – und das ohne große administrative Hürden. So steht es auch im Wahlprogramm. Also packen wirs an.
Wir brauchen Europa und Europa braucht uns. Europa lebt von der Verständigung vor Ort und die Verständigung vor Ort von Europa. Also, am 26. Mai wählen gehen und dann die Partnerschaften entstauben. Wie wäre es denn auch privat mit Sommerurlaub in einer Partnerstadt? Oulu klingt ganz gut. Kommt zusammen!