Ein Beitrag von Darius Ganjani D.P.:
In Deutschland sind im vergangenen Jahr (2021) 1.826 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen ums Leben gekommen. Dies ist ein Anstieg von 15,5 % im Verhältnis zum Jahr 2020 (1.581 Tote). Auch in Leverkusen starben im vergangenen Jahr (2021) acht Menschen durch den Konsum illegaler Drogen. Zu diesen erschreckenden Zahlen kommen noch schätzungsweise 74.000 Tote in Deutschland, die jährlich bedingt durch den Konsum von Tabak und Alkohol versterben.
Enttabuisierung der Abhängigkeitsthematik
In den letzten 10 Jahren waren wirksame Aufklärungskampagnen über die Folgen und Risiken von Drogenkonsum rar gesät. Noch immer ist Abhängigkeit ein großes Tabu-Thema in unserer Gesellschaft. Wer in eine Abhängigkeit fällt, hat es oft schwer, sich dies einzugestehen und Hilfe in Anspruch zu nehmen. Oftmals müssen die Abhängigen damit rechnen, gesellschaftlich geächtet zu werden.
Vom gelegentlichen Konsum hin in eine Abhängigkeit, die gar zum Tode führt, ist es ein heimtückischer und oft schleichender Prozess. Oftmals beginnt der Konsum in einer Gruppendynamik oder als Fluchtmittel aus einer schweren Lebenssituation und endet im Kontrast dazu damit, dass die abhängige Person die Menschen um sich Rum verliert. Politisch und gesellschaftlich gilt es die Frage zu beantworten, was getan werden muss, um den Betroffenen und auch den Familien und dem Umfeld der Betroffenen zu helfen?
Hilfe anstelle von Haftstrafen für die Betroffenen
Die Antwort darauf kann nicht die härtere Strafverfolgung der in Abhängigkeit Gefangenen sein. Denn die Konsumenten sind keineswegs den mit Drogen handelnden Tätern gleichzustellen. Tatsächlich zeigt zudem beispielsweise ein Blick nach Portugal, dass die Entkriminalisierung der Abhängigen hin zu einem System, indem statt Haftstrafen u.A. verpflichtende Beratungen und Therapien angeordnet werden, den Konsum illegaler Drogen langfristig senken kann. Blicke nach Italien und Dänemark zeigen im Vergleich, dass die Strafschärfungen für den Besitz von z.B. Cannabis langfristig keine Auswirkungen auf die Anzahl der Konsumenten hatte.
In Bezug auf Cannabis ist die Antwort der SPD deutlich. Entkriminalisierung, eine regulierte Abgabe unter staatlicher Kontrolle, Beratung und ggf. Behandlung. Die ersten Schritte dahingehend zeichnen sich schon dieses Jahr ab und treffen auf breite Zustimmung. Auch hinsichtlich anderer Drogen muss jedoch viel passieren. Noch bezeichnet jeder dritte Deutsche Sucht als eine selbstverschuldete Krankheit. Dies führt zu einer starken Stigmatisierung, die Betroffene nur weiter in eine negative Spirale schickt.
Aufklären und Stigmatisierung bekämpfen
Die Politik ist gefordert, stärker präventiv tätig zu werden. Höhere Strafen sind nachweislich kein geeignetes Mittel in der Bekämpfung von Drogenkonsum. Vielmehr bedarf es der deutlichen Botschaft, dass Betroffenen geholfen werden kann. Wir müssen gesamtgesellschaftlich Weg kommen von dem Denken, dass ein Verfallen in Abhängigkeit stets auf eigenem Verschulden beruht. Außerdem müssen die Folgen des Konsums deutlicher aufgezeigt werden, um gerade die jüngeren Generationen zu schützen. Ein solches Vorgehen beginnt zwar an Schulen, darf dort allerdings nicht enden.
Wir Gedenken den Verstorbenen.
Betroffenen vor Ort, die auf der Suche nach Hilfe sind, hilft die
Suchthilfe Leverkusen,
Pfarrer-Schmitz Str. 9
51373 Leverkusen
Tel.: 0214 / 870 921 – 0