„Nun geht mein Vorschlag mit Billigung des Parteivorstandes dahin, dass wir innerhalb der Parteiorganisation eine sozialdemokratische Wohlfahrtspflege konstituieren. Ich schlage vor , dass wir zunächst eine Zentralinstanz schaffen, einen Ausschuss, und dass wir dann im Rahmen unserer Bezirke Landes- und örtliche Organisationen, Wohlfahrtsausschüsse bilden…“ (Marie Juchacz am 13. Dezember 1919 im SPD-Parteiausschuss)
Mit diesen Worten gründete Marie Juchacz, die zu den ersten Frauen in der verfassungsgebenden Weimarer Nationalversammlung gehörte, die AWO als Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD. Die Unterstützung Not leidender Arbeiterfamilien durch die Frauen im Geist der Arbeitersolidarität hatte in der SPD Tradition.
Bis zum heutigen Tage steht die AWO als einer der sechs Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege der SPD traditionell nahe und so lag es ebenfalls nahe, die Seniorinnen und Senioren der Leverkusener SPD über die Arbeit der AWO Leverkusen zu informieren. Als kompetenten Gast dafür konnte AG 60plus-Chef Dr. Hans Klose Axel Zens gewinnen, der gemeinsam mit Petra Jennen den hauptamtlichen Vorstand der AWO Leverkusen bildet.
Wer geglaubt hat, die AWO kümmere sich nur um ältere Menschen, wurde von Axel Zens schnell eines Besseren belehrt. Mit den Worten „Bei uns steht der Mensch über das gesamte Leben im Mittelpunkt“ beschrieb er das umfassende Aufgabenspektrum des Kreisverbandes der AWO Leverkusen, die mit über 750 Mitarbeitenden zu den größeren Arbeitgebern in Leverkusen zählt.
Denn neben den beiden Seniorenzentren in Schlebusch und Rheindorf mit zusammen über 320 Plätzen sowie drei Tagespflegeeinrichtungen mit weiteren fast 60 Plätzen betreibt die AWO – im Gegensatz zu vielen anderen übrigens ohne größere Personalsorgen – mit derzeit 85 Mitarbeitenden und 9 Auszubildenden vier Kindertageseinrichtungen in Leverkusen. Ende des Jahres wird eine weitere große Einrichtung in Opladen hinzukommen.
Für mehr als 1.000 Familien an insgesamt sieben Schulen vom Gymnasium bis zu Grundschulen leistet die AWO die Ganztagsbetreuung und damit einen wichtigen Beitrag zur Chancengleichheit und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Auch in der Betreuung von Flüchtlingen ist die AWO Lever
kusen ein anerkannter Partner der Stadt Leverkusen und betreibt die Flüchtlingsunterkunft Heinrich-Lübke-Straße mit 160 Plätzen. Darüber hinaus engagiert sich die AWO über ein Tochterunternehmen gemeinsam mit dem AWO-Kreisverband Mettmann und der Jungen Gemeinschaft Leverkusen e.V. in der Schuldnerberatung und unterstützt den Allgemeinen Sozialen Dienst der Stadt Leverkusen in der Jugendhilfe.
Am Berliner Platz in Opladen hat die AWO einen weiteren großen Standort mit inzwischen sechs verschiedenen Einrichtungen bzw. Projekten und Teams:
- das Familienseminar mit über 400 Kursen
- LeO – Leben in Opladen, ein interkulturelles Zentrum für Familien
- KIM / kommunales Integrationsmanagement
- eine Beratungsstelle für Schwangerschaft, Sexualität und Partnerschaft
- die Fachstelle zum Thema Sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen und
- den Opladener Laden (mit Angeboten und Sitz in der Bahnhofstraße).
Direkt neben dem Seniorenzentrum in Rheindorf befindet sich die Begegnungsstätte Treffpunkt Rheindorf mit offener Seniorenarbeit, Seniorenberatung, Betreuungsgruppen für Demenzkranke, dem Hausnotruf und der Taschengeldbörse.
Schließlich bilden ein ambulanter Pflegedienst und eine Demenz-Wohngemeinschaft in Lützenkirchen mit 12 Bewohnern die AWO Sozialstation Leverkusen. Pflegerische Versorgung, Beratung und Umsetzung ärztlicher Verordnungen, hauswirtschaftliche Dienstleistungen sowie Freizeit- und Gruppenaktivitäten gehören zur täglichen Arbeit.
Zu guter Letzt sprach Axel Zens aber noch ein zentrales Thema nicht nur der AWO an: den Fachkräftemangel. Da die AWO z.B. in der Pflege Fachkraftquoten einhalten muss, ist sie gezwungen, auf die Dienste von Zeitarbeitsfirmen zurückzugreifen, die ihr Personal mit teuren Dienstwagen, hohen und deutlich über den TVöD-Tarifen liegenden Gehältern sowie attraktiven Dienstzeiten ködern. Neben etlichen anderen Nachteilen ist Leiharbeit damit nicht nur deutlich teurer als Stammpersonal, das dann die unbeliebten Randarbeitszeiten abdecken muss: an ständige Personalwechsel können sich vor allem auch demente Menschen nur schwer gewöhnen. Neben verstärkter Personalbindung haben sich die Leverkusener Wohlfahrtsverbände an den zuständigen Landesminister Laumann (CDU) mit der Forderung gewandt, dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten – leider bisher ohne Ergebnis, was alle Anwesenden empörte.
Langanhaltender Beifall der 40 anwesenden älteren Genossinnen und Genossen war Axel Zens für seinen Vortrag und die anschließende Beantwortung zahlreicher Fragen gewiss.
Mit den Worten „AWO Leverkusen heißt gelebte Solidarität, denn die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden sind in Pflegeeinrichtungen, Kitas, Schulen und vielen anderen Bereichen jeden Tag und jede Nacht für andere da. Dieses Engagement macht es vielen Menschen erst möglich, ein selbstbestimmtes Leben mitten unter uns zu führen“ und einem herzlichen Dankeschön an Axel Zens beendete Dr. Hans Klose nach zwei Stunden einen informativen Nachmittag.