„Ein Kind, das kaum Deutsch spricht und versteht, hat auf einer Grundschule noch nichts zu suchen.“ Mit dieser Aussage hat zuletzt CDU-Politiker Carsten Linnemann Ärger auf sich gezogen. Und das vollkommen zurecht!
Die Aussage, dass Kinder mit Migrationshintergrund irgendwo „nichts zu suchen“ hätten, ist diskriminierend. Der aktuelle Bildungsmonitor deckt die Defizite des NRW-Bildungssystems schonungslos auf. Allerdings verlassen demnach gerade in Nordrhein-Westfalen deutlich weniger Schüler*innen mit Migrationshintergrund die Schule ohne Abschluss als im Bundesdurchschnitt. Außerdem erlangen mit 12,1 Prozent 3 Prozent mehr der Schüler*innen mit Migrationshintergrund in Nordrhein-Westfalen im Verhältnis zum Bundesdurchschnitt eine Studienberechtigung. Herr Linnemanns Aussage führt deshalb völlig in die Irre.
Natürlich sinkt das Niveau nicht, wenn Kinder eine andere Sprache beherrschen. In meiner globalisierten Generation ist es vollkommen normal, dass Kinder verschiedener Herkunft zusammen lernen. Es ist vollkommen normal, dass Kinder mit Migrationshintergrund mehr als eine Sprache von Geburt an lernen. Dadurch wird auch ihre interkulturelle Kompetenz gestärkt. Diese brauchen wir heutzutage stärker denn je! Zusammenhalt und nicht Ausgrenzung muss das Ziel sein!
Schulsystem muss auf alle ausgerichtet sein
Ein Schulsystem ist nur so gut, wie es diejenigen Schüler*innen mit den schlechtesten Startschwierigkeiten fördert. Die, deren Eltern weder Zeit, noch Geld, noch Bildung mitbringen. Wie es die Kinder auffängt, die kein Deutsch sprechen, die sich das Mittagessen nicht leisten können und bei denen die Lehrer*innen vielleicht auch mal müde oder ausgebrannt sind, weil sie schon so viele solcher Klassen betreut haben. Gerade auf solche Kinder muss es ausgerichtet sein.
Unzureichende Ausstattung und Personalmangel müssen bekämpft werden
Die Realität sieht derzeit, vor allem hier in Nordrhein-Westfalen, viel zu häufig anders aus. Der Schulerfolg von Kindern hängt immer noch vielfach von der sozialen Herkunft und dem Bildungsgrad der Eltern ab.
Erschwerten Lernbedingungen liegen jedoch ganz andere Herausforderungen, als Sprachbarrieren, zu Grunde. Neben der unzureichenden Ausstattung an Schulen ist vor allem auch der Personalmangel dafür verantworlich. Nicht zuletzt ist es häufig so, dass gerade in sozial schwächeren Stadtteilen der Lehrermangel besonders hoch ist. Das darf nicht länger Alltag sein!
Laut des aktuellen Bildungsmonitors landet Nordrhein-Westfalen bei der Betreuungsrelation auf dem 16. und damit letzten Platz. Das ist mit der Hauptgrund für das schlechte Abschneiden unserers Bundeslandes mit dem Gesamtplatz 13.
Damit Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit keine Utopie bleiben, muss endlich der Personalmangel an Schulen effektiv bekämpft werden. Wir als SPD fordern schon lange gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Denn solange einerseits zu wenig Personal ausgebildet und andererseits auch noch gleichwertige Arbeit ungleich bezahlt wird, wird das Problem des Personalmangels nicht gelöst. Vielmehr wird dadurch die Funktionalität des gesamten Bildungssystems aufs Spiel gesetzt.
Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit
Wir brauchen endlich echte Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit.
Daher begrüße sehr die Idee der Landtagsfraktion der NRW SPD eines flächendeckenden Sozialindexes, nach dem Hamburger Vorbild. Mithilfe des Sozialindexes werden soziale Belastungen von Schulen mittels des sozialen und kulturellen Umfelds der Schüler gemessen.
Diese Ergebnisse können dann im Rahmen der Ausstattungen von Schulen berücksichtigt werden. Schulen mit schwierigen Rahmenbedingungen erhalten danach gezielt nach ihren jeweiligen Bedürfnissen für ihre Schüler*innen zusätzliche Mittel, zum Beispiel für kleinere Klassen in Grundschulen oder für Sprachfördermaßnahmen. Hiermit würde man dann auch das Problem Carsten Linnemanns von der CDU lösen.
In diesem Sinne wünsche ich allen Schüler*innen, aber auch allen Lehrer*innen einen guten Start in das neue Schuljahr.
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