Ein Beitrag von Milanie Kreutz
Milanie Kreutz, Fraktionsvorsitzende
Frauen leisten noch immer 80 Prozent der beruflichen Care-Arbeit in Deutschland. Um auf diese Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen, wird der Equal-Care-Day offiziell am 29.02. jeden Jahres begangen. Das Datum 29.02. steht symbolisch für das Verhältnis 4:1 bei der Verteilung der Care-Arbeit. Ist das eine gerechte Verteilung?
Equal-Care in Deutschland? Noch lange nicht!
In Kindertagesstätten und Grundschulen wird die Care-Arbeit von mind. 90 Prozent von Frauen geleistet, 87 Prozent der Arbeit in privaten Pflegediensten wird von Frauen übernommen. Zudem arbeiten 50 Prozent aller Frauen zwischen 30 und 65 Jahren in Teilzeit – oft, um sich um Kinder, die Familie oder Angehörige zu kümmern. Im Durchschnitt leisten Frauen 52,4 Prozent MEHR Familien- und Sorgearbeit als Männer. Bei alleinerziehenden Frauen liegt der Anteil noch deutlich höher!
Verteilung der Care-Arbeit weltweit
In einer von Oxfam in Auftrag gegebenen Studie („Im Schatten der Profite – Wie die systemische Abwertung von Hausarbeit, Pflege und Fürsorge Ungleichheit schafft“1) aus 2020 heißt es, dass weltweit „Frauen und Mädchen täglich 12,5 Milliarden Stunden unbezahlte Pflege-, Fürsorge- und Hausarbeit leisten, ohne dass der Wert dieser Arbeit gesellschaftlich und ökonomisch anerkannt wird.“. Ein viel zu hoher Gender Care Gap!
Warum eine gerechte Verteilung der Care-Arbeit gut für alle ist!
Umso wichtiger, dass die Verteilung der unsichtbaren Care-Arbeit, die von vielen Frauen weltweit täglich an sieben Tagen der Woche geleistet wird, immer stärker auch von Männern übernommen wird. Denn diese Arbeit – vom Putzen, Waschen und Wickeln, Einkaufen und Kochen, über Geburtstage und Arzttermine organisieren, Medikamente bereitstellen bis hin zum Wäsche waschen – ist unverzichtbar, ob im Privaten oder beruflich. Ohne die Verrichtung dieser Tätigkeiten würde unsere Gesellschaft nicht funktionieren. Zeit, diese Arbeit noch mehr wertzuschätzen, anzuerkennen und finanziell stärker zu entlohnen.
Heute schon an Morgen denken
Mädchen und Frauen werden durch eine gerechte Aufteilung der Care-Arbeit mental, finanziell und zeitlich entlastet und haben dann auch die Möglichkeit zur Schule zu gehen, eine Arbeit zu erlernen, sich weiterzubilden oder einer bezahlten Tätigkeit nachzugehen und sind im Rentenalter weniger von Altersarmut oder Sozialleistungen im Alter betroffen. Mit einem sinkenden Gender-Care-Gap sinkt auch der noch immer eklatant hohe Gender-Pension-Gap. Wenn Frauen die Zeit haben, einer bezahlten Tätigkeit nachgehen können, können sie selbst für ihr Alter vorsorgen.
Schon mal was von Mental Load gehört?
Per Definition ist Mental Load „die Last der alltäglichen, unsichtbaren Verantwortung für das Organisieren von Haushalt und Familien im Privaten, das Koordinieren und Vermitteln in Teams im beruflichen Kontext sowie die Beziehungspflege und das Auffangen der Bedürfnisse und Befindlichkeiten aller Beteiligten in beiden Bereichen“2.
Was ist Mental Load genau?
Beispiel: Das Kind zum Schwimmunterricht zu bringen ist Care-Arbeit. Das Kind beim Schwimmkurs anzumelden, die Kursgebühr zu bezahlen, die Fahrten zu organisieren, die Schwimmtasche zu packen, nachher daran zu denken, die nassen Sachen aus der Tasche zu nehmen und zu waschen, zu überlegen, ob, das Kind an dem Tag die Hausaufgaben schneller erledigen muss oder vielleicht früher von der Schule oder der Betreuung abgeholt werden muss oder sich an diesem Nachmittag nicht mit Freunden verabreden kann… das alles ist Mental Load!
Fazit
Mental Load ist ein wichtiger Teil der Care-Arbeit und unser Augenmerk sollte immer mehr auch auf Mental Load liegen. Die vielen kleinen Dinge um die Care-Arbeit herum, an die gedacht und die bedacht werden müssen, die ganze Organisation von Care-Arbeit, bringen ganz eigene Risiken mit sich. Zu viel Mental Load hindert die sich kümmernden Menschen daran, sich zu entfalten, sich in gesellschaftlichen Bereichen zu engagieren, teilzunehmen oder zu arbeiten. Die Gesellschaft verliert so fachkräftige, tatkräftige und engagierte Menschen.
Bildnachweis: Tom Baur / photocase.de
