Ein Beitrag von Jörg Theis:
Seit geraumer Zeit darf in Manfort beobachtet werden, was zuvor kaum jemand für möglich gehalten hatte: Im und um das Areal der Johanneskirchengemeinde herrscht wieder Leben. Das Nachbarschaftszentrum unter Federführung der Diakonie ist ein Anlaufpunkt für bürgerschaftliche Aktionen, bietet Gruppenangebote für Alt und Jung an und sorgt für den in Manfort so wichtigen Dialog zwischen Menschen, Kulturen und Religionen.
GLiM – Leben im vergessenen Stadtteil
Das ist keine Selbstverständlichkeit. Nach der Auflösung der Manforter Kirchengemeinde Ende 2017 prophezeiten viele Beobachter den endgültigen Niedergang des ohnehin schon gebeutelten Stadtteils. Doch Stadt, Kirchenkreis und Bürgerschaft und nicht zuletzt eine engagierte SPD suchten den steten Dialog. Mit Erfolg: Gemeinsam legten wir mit dem Projekt GLiM – Gemeinsam Leben in Manfort – einen Masterplan auf, der Herausforderungen benennt und Zukunftsaussichten aufzeigt: Denn in Manfort ist die Situation sozial und städtebaulich keine einfache: In Manfort leben im Vergleich zu Gesamtstadt besonders viele Alleinerziehende und Menschen, die Sozialhilfe beziehen.
Rund 40 Prozent der gut 6 100 Einwohner haben eine doppelte Staatsbürgerschaft beziehungsweise eine ausländische Staatsangehörigkeit. Viele sehen das als großen Makel. Ich hingegen mag es, dass Manfort trotz vieler grauer Fassaden auch deshalb so abwechslunsgreich und bunt ist, weil hier viele Kulturen zusammenkommen und voneinander lernen können.
Gleichzeitig durchschneiden Autobahnstelze und verkehrsreiche Straßen den Stadtteil und trennen, was zusammengehört. Wir haben nicht einmal eine echte Stadtteilmitte. Es gibt kein Zentrum, an dem wir zusammenkommen können. Kurzum: viele Manforter beschleicht seit Jahrzehnten das Gefühl, vergessen zu werden. Durch uns fährt man nur gerne durch. Ansonsten: kein Interesse.
Manforter bewegen Manfort
Kein Zweifel: Es besteht großer Handlungsbedarf. Aber überall findet sich bürgerschaftliches Engagement. So hat bei den Hochhäusern an der Gustav-Heinemann-Straße seit Jahren der „Manforter Laden“ seinen Sitz. Er unterstützt vor allem Familien mit Kindern. Diese Einrichtung betreibt das Diakonische Werk des Kirchenkreises Leverkusen gemeinsam mit der Stadt. Aber auch wirtschaftlich tut sich was: Der Innovationspark Leverkusen, das ehemalige Wuppermann-Gelände und Pulsader des alten Manforts, füllt sich Stück für Stück mit Leben. Viele mittelständische Unternehmen fühlen sich mittlerweile in Manfort heimisch. Und rund um die Scharnhorststraße wurde durch die WGL der bezahlbare Wohnraum nicht nur ausgebaut, sondern im Vergleich zu früher auch optisch aufgewertet.
Als Manforter freut mich das ungemein. Vieles muss aber noch getan werden. Angefangene Entwicklungen müssen dringend und konsequent zu Ende gebracht werden.
Was tun für ein starkes Manfort?
Manfort hat immer noch ein negatives Image. Auch wünsche ich mir ein starkes Manforter Selbstbewusstsein. Aber dafür muss auch konkret was geschehen in Manfort: Das Areal um die Johanneskirche muss mit Nachdruck zu einem echten Stadtteil-Mittelpunkt werden. Idealerweise unter Einbeziehung des meist brachliegenden Kirmesplatzes gegenüber. Die Zerteilung des Stadtteils durch Schnellstraßen werden wir so schnell nicht umkehren können, doch könnte man wenigstens das Erscheinungsbild hier und da durch das Pflanzen von Blühstreifen in der Fahrbahnmitte verschönern oder durch die Anpassung von Geschwindigkeitsbegrenzungen mehr Lebensqualität für die Anwohner realisieren.
Auch müssen wir dringend die Verkehrssituation rund um die Stixchesstraße etwa durch eine Unterführung verbessern.
Viele weitere Dinge, von der Einbeziehung der Anwohnerschaft beim geplanten A3-Umbau bis hin zur weiteren Schaffung bezahlbaren Wohnraums müssen von der Politik und der Öffentlichkeit konsequent verfolgt werden. Zwar eher psychologischer Natur, mir aber ein persönliches Herzensanliegen: Der Bahnhof Schlebusch soll endlich in Bahnhof Manfort umbenannt werden!
Wir sind noch lange nicht am Ziel. Aber die vergangenen Monate haben gezeigt, wie viel Potential in Manfort steckt. Die vergessenen Manforter gehen engagiert, kreativ und mit der notwendigen Kritik zu Werke, um ihren Stadtteil voranzubringen.
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