Das war ein Donnerschlag. Erstmals hat ein Gericht ein Fahrverbot für Diesel-PKW auf einer Autobahn beschlossen. Auf dem vielbefahrenen Abschnitt der A 40 im Essener Stadtgebiet dürfen bald keine Euro 5-Diesel, oder schlechter, mehr fahren. In den nächsten Tagen drohen noch Gerichtsentscheide mit Fahrverboten in weiteren Städten.
„Denn zum jetzigen Zeitpunkt ist sicher, dass die gesetzlich zulässigen Stickoxidgrenzwerte in 37 Städten überschritten werden. Auch Leverkusen gehört dazu. Es zeigt sich, dass die Grenzwerte für Stickoxide und Feinstaub in der Luft rechtlich bindend und sanktionsbewehrt sind! – Es werden jedoch die Falschen zu Schuldigen gemacht.“, erläutert Aylin Doğan, Vorsitzende der SPD Leverkusen.
Das Land muss endlich handeln!
Fahrverbote treffen nicht die Verursacher, sondern die Bürger und ihre Städte. Die Käufer von Dieselfahrzeugen erleiden einen massiven Wertverlust ihres Autos. Wer kauft schon ein Auto, das nicht überall fahren darf? Und die Städte werden mit dem Problem allein gelassen, dass sie gefälligst ihre Luft rein zu halten haben. Nur wie soll das gehen? Die Menschen fahren ja nicht aus Jux und Tollerei Auto. Sie pendeln zu ihren Arbeitsplätzen und erledigen Einkäufe, Behördengänge, Arztbesuche und vieles mehr. Und die Handwerker? Ohne Auto, keine Handwerker. Und die Wirtschaft? Ohne Diesel kein Nachschub von Rohmaterialien und Produkten und also keine Fabrik und auch kein Supermarkt.
„Die Konsequenzen eines allgemeinen Fahrverbots sind nicht auszumalen. Mit Ausnahmen lässt sich das Problem auch nicht einfach aussitzen. Warum soll es erlaubt sein, dass Busse, Müllwagen und Handwerker weiter mit ihren Diesel-PKW in die Stadt dürfen, aber eine Privatperson nicht? Ministerpräsident Armin Laschets Aussage, Fahrverbote für Dieselfahrzeuge seien unverhältnismäßig und damit rechtswidrig, haben die Gerichte für absurd erklärt. Das Land muss nun endlich handeln!“, fordert Eva Lux, Landtagsabgeordnete und Bürgermeisterin.
Klare Regeln für Dieselfahrverbote
Noch haben wir kein allgemeines Fahrverbot. Es handelt sich ja nur um Fahrverbote auf einzelnen Strecken. Wir verteilen das Stickoxid also nur breiter. Damit auch wirklich jeder etwas davon hat. Die Messstationen sollen damit in Zukunft Werte unter den Grenzwerten messen. Das Problem mit der dicken Luft ist also gelöst – mit einem Taschenspielertrick!
„Prämien für den Austausch eines alten Diesels sind auch nicht die Lösungen. So gehen die Schummel-Diesel nur auf eine Reise um die Welt. Der einzige Weg ist die technische Nachrüstung der Dieselautos mittels Harnstoffeinspritzung („Ad Blue“) in die Abgasreinigung. Und zwar bezahlt von den Herstellern. Das wird teuer. Keine Frage. Aber wer Mist baut, muss auch die Verantwortung tragen! Wenn sie es nicht tun, dann muss die Konsequenz sein, dass ein Bußgeld von 5000 Euro für jeden Schummel-Diesel fällig wird. Hier ist die Bundesregierung gefragt nun Klarheit zu schaffen“, fordert Peter Ippolito, Vorsitzender der SPD-Fraktion Leverkusen.
Ebenso braucht es kurzfristig eine einheitliche Lösung für Fahrverbote von Diesel-PKW. Die Städte und Gemeinden sind sonst nicht in der Lage die Einhaltung der Fahrverbote zu gewährleisten.
Durchfahrtstunnel für die A 3 in Leverkusen
Die Stickoxid Belastung in Leverkusen ist in der Nähe der A 3 besonders hoch. Um die Belastung durch Stickoxide, Feinstaub und Lärm in Leverkusen und im Rheinland zu verringern, braucht es weniger Verkehr. Das wird aber nicht passieren. Fahrverbote auf den Autobahnen verlagern den Verkehr nur in die Städte. „Die Konsequenz muss also ein Durchfahrtstunnel für die A 3 in Leverkusen sein. Mit einer Luftreinigungsanlage können wir Feinstäube und Stickoxid filtern und durch die Tunnellage die Anwohner effektiv vor Lärm schützen“, so Aylin Doğan.
Karl Lauterbach weist darauf hin, dass ohne Tunnel für die Autobahnen 1 und 3 in Leverkusen mit Luftreinigungsanlagen eine gesunde Luft im Stadtgebiet nicht zu erreichen ist. „Der beste Weg Fahrverbote zu vermeiden, oder gar die Fahrverbote auch bei zukünftig weiter sinkenden Grenzwerten in die Stadt zu verhindern, ist es, die Autobahnen unter die Stadt zu legen“, so Karl Lauterbach, Bundestagsabgeordneter.
„Das Fahrverbot auf der A 40 – und weitere Verbote für Autobahnen werden folgen – zeigt, dass wir im Straßenbau umdenken müssen. Wirtschaftlichkeit darf nicht das einzige Argument für den Autobahnbau sein. Schutz vor Stickoxid, Feinstaub und Lärm, sowie der geringste Eingriff ins Stadtgebiet sind höher zu werten“, so Peter Ippolito.
„Die Regierungen im Land und Bund müssen ihre Hausaufgaben machen. Das Aussitzen der Dieselkrise wird keine Lösung bringen. Weder für die dicke Luft, noch für die Besitzer, die im guten Glauben einen Diesel-PKW gekauft haben“, ergänzt Eva Lux.
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