Drei Tage drehen sich ab März symbolisch um Frauen. Drei Tage, die auf die meist einseitige Verteilung und unfaire Vergütung der von Frauen durchgeführten Arbeiten aufmerksam machen und alle zusammengehören. Welche Tage es sind und warum sie wichtig sind, das erklären wir hier:
Equal Care Day
Am 29. Februar findet der jährliche Equal Care Day statt. Und obwohl 2022 kein Schaltjahr ist, ist es umso wichtiger genau dieses Datum am 1. März 2022 ganz ins Zeichen von Equal Care zu setzen. Der 29. Februar, der Tag, der nur alle 4 Jahre sichtbar wird – genauso wie die unsichtbar durchgeführten Arbeiten, die tagtäglich von Frauen erledigt werden.
Frauen übernehmen noch immer 80Prozent der beruflichen Care-Arbeit. Also viermal mehr als Männer. Dazu zählen zum Beispiel Berufe wie Hebammen und Erzieher:innen sowie nahezu alle Berufe in sozialen und pflegenden Bereichen.
Oft wird Care-Arbeit auch ausgelagert: Kinderbetreuung oder Putz- und Pflegedienste zum Beispiel werden dann wieder von anderen Frauen übernommen, die in diesen Berufen tätig sind.
Auch im Privaten sind es Frauen, die ca. 52 Prozent mehr Familien- und Sorgearbeit leisten. Dazu gehört nicht nur das „Sich-Kümmern“ um alle Familienangehörige, Nachbarn und Freunde, sondern auch alle Arbeiten im Haushalt, Kochen und Reparaturen. Zusätzlich übernehmen Frauen meist das Wissen, die Organisation und die Verantwortung, die es für die Erledigung dieser Aufgaben braucht. Diese Arbeiten erledigen Frauen meist unsichtbar und unentgeltlich. Dennoch nehmen sie Zeit, Geist und Körper in Anspruch.
„Werden diese meist unsichtbaren Familienaufgaben langfristig einseitig und wie selbstverständlich von Frauen übernommen, erwächst daraus eine reelle Überlastung mit teilweise gravierenden Folgen nicht nur für Frauen, sondern für die gesamte Familie“ warnt Milanie Kreutz, Fraktionsvorsitzende.
„Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie stark der Druck der familiären Sorgearbeit auf den Müttern lastet. Vor allem Frauen, die zwischen Homeoffice, Haushalt und Corona-Quarantäne pendeln, machen die organisatorischen Tätigkeiten rund um die eigentliche Care-Arbeit – die sogenannte Mental Load – zunehmend zu schaffen.“, so Kreutz weiter.
Sie fordert dazu auf, das Thema der ungleichverteilten familiären Sorgearbeit vorrangig in den Blick zu nehmen.
Equal Pay Day
Diese unfaire Lohnlücke muss geschlossen werden! Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – gleiche Chancen für beide Geschlechter, ob bei Weiterbildungen, Berufswahl, Studium oder in Führungsetagen.
Denn wer heute gerecht entlohnt wird, hat in der Zukunft auch eine ausreichende Rente.
Equal Pension Day
Leider hört es bei der schlechteren Bezahlung von Frauen in der Gegenwart nicht auf: Geringere Verdienste und Ausfallzeiten während des aktiven Arbeitslebens bedeuten auch eine schlechtere Absicherung in der Zukunft. Oft sind es Frauen, die in die Altersarmut rutschen. Eine nächste Lücke, die Anfang August mit dem Equal Pension Day gemahnt wird. Im Durchschnitt dauert es rund sieben Monate länger, bis eine Frau eine gleichwertige Rente wie ein Mann erhält.
Wie wichtig es ist, schon jetzt an eine gute Absicherung der weiblichen Bevölkerung im Alter zu denken, zeigt die demographische Entwicklung: Im Durchschnitt werden in Deutschland Frauen älter als Männer. Im Jahr 2018 lag der Anteil von Frauen zwischen 70 bis 79 Jahren bei 54,4 Prozent, in der Altersgruppe 80 – 84 Jahren schon bei 58,6 Prozent.
Wen kümmert’s, wer sich kümmert?
Uns alle! Denn Care-Arbeit ist überall, jederzeit und ständig. Die drei Equal-Days verstehen sich als Aufforderung unabhängig vom Geschlecht Sorge-Arbeiten gemeinsam zu erledigen. Berufe, in denen größtenteils Frauen arbeiten, entsprechend wertzuschätzen und zu entlohnen, die geschlechterspezifischen Vorurteile abzulegen und Frauen die gleichen Chancen zu ermöglichen.
Mit klassischen familienpolitischen Maßnahmen wie die Weiterentwicklung des Elterngeldes oder die geplante Einführung einer gesetzlichen Freistellung für Väter nach der Geburt eines Kindes analog zum Mutterschutz sei es längst nicht getan, kritisierte Kreutz „Es reicht nicht aus, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf je nach parteipolitischem Gusto mit populären Einzelmaßnahmen schönzufärben. Vielmehr müssen wir als Gesellschaft einen ganzheitlichen Ansatz einfordern, der auch zeitpolitische und gesundheitliche Aspekt einbezieht und so dazu beiträgt, Sorgearbeit innerhalb von Familien gleichmäßiger auf mehrere Schultern zu verteilen. Dazu müssen auch das Steuerrecht und arbeitszeitpolitische Vorgaben kritisch hinterfragt werden. Alle Regelungen, die auf das Konto des männlichen Alleinernährers einzahlen, gehören ausnahmslos auf den Prüfstand“, so Kreutz.