Ein Beitrag von Alexander Finke:
Das Hochwasser 2021 in NRW jährt sich am 14. Juli. Seitdem ist viel diskutiert und untersucht worden. Aber umgesetzt ist wenig. Das nächste Hochwasser kann jederzeit kommen – in Leverkusen oder anderswo. Es ist wahrscheinlich, dass durch den Klimawandel die Häufigkeit und Stärke solcher Ereignisse zunimmt. Daher finde ich, es ist wirklich dringend, dass auch Ergebnisse erzielt werden und Maßnahmen in die Umsetzung kommen. Auch wenn klar ist, dass es nicht für jede Situation 100%-igen Schutz geben kann. Aber es muss etwas passieren.
Auch kleine Maßnahmen helfen
Jetzt laufen umfassende Analysen, Studien, Untersuchungen, die benötigen Zeit und am Ende kommen lange und aufwendige Entscheidungsprozesse heraus und noch längere Umsetzungszeiträume. Was ich vermisse sind die schnellen kleinen Maßnahmen, die vielleicht nicht ein Jahrtausendhochwasser verhindern, die aber bei kleineren Ereignissen Wirkung zeigen würden. Ein Beispiel ist an der Wupper in Opladen. An der Straße Am Weiher gibt es ein kleines Mäuerchen, das aber an der Fußgängerbrücke zur Ludwig-Rehbock-Anlage durchbrochen wird. Hier wäre mit einer kleinen mobilen Einheit zum Schließen der Brücke bereits die Situation verbessert. Solche kleinen Maßnahmen müssen nach meiner Einschätzung kurzfristig identifiziert und eingerichtet werden. Das nächste Hochwasser wartet vielleicht nicht, bis alle Großprojekte abgeschlossen sind.
Längere Warnfristen sind notwendig
Bei dem Hochwasser letztes Jahr gab es, auch als das Wasser bereits bedenklich hoch stand, keine öffentlichen Prognosen, wie hoch das Wasser noch steigen würde. Und zusätzlich hätte es keine Basis für die Interpretierbarkeit solcher Prognosen gegeben. Auch mit der Nachricht, dass die Dhünn bei 3 Metern 80 stehen werde, hätten vermutlich nur ein Teil der Anwohner etwas anfangen können. Wir benötigen eine rechtzeitige Vorwarnzeit von einigen Stunden, z.B. 12, um die Anwohner in die Lage zu versetzen früher reagieren zu können. Umso früher gewarnt werden soll, desto höher wird natürlich dabei die verbleibende Unsicherheit sein, das muss klar sein. Um ein funktionierendes Warnsystem entstehen zu lassen, müssen auch für die kleineren Flüsse genügend Pegel-Messstationen eingerichtet und geeignete Prognoseverfahren entwickelt werden.
Mobiltelefone für Warnmeldungen nutzen
Die Meisten besitzen inzwischen ein Mobiltelefon, über die Sendemasten ist der Ort sehr genau bestimmbar. Es ist dringend notwendig, dass die Möglichkeit für Krisensituationen geschaffen wird, hier Warnmeldungen an Menschen in betroffenen Gebieten zu senden. Grundsätzlich wurde der rechtliche Rahmen geschaffen, um dieses sogenannte Cell Broadcasting einzuführen. Jetzt fehlt noch der technische Rahmen, damit dieses Werkzeug genutzt werden kann. Hier darf nicht gezögert werden.
Gerade weil es so viele Baustellen gibt, ist entschlossenes Handeln wichtig
Keiner kann heute sagen, was wann und wie wieder passieren wird. Aber es gibt einige Maßnahmen, die das Risiko für große Schäden reduzieren und die zügig in die Umsetzung kommen müssen. Rechtzeitige Warnmeldungen, Sicherstellen des Informationsflusses zu möglichst vielen Anwohnern, Schutzmaßnahmen zur Reduzierung der Wassermengen durch Retentionsflächen und zur Abwehr von Hochwasser, alle diese Maßnahmen helfen, den Schaden zu begrenzen. Auch wenn manche Maßnahmen länger dauern werden, zügiges Handeln ist jetzt notwendig!