Heute am 7. März 2022 ist der Equal Pay Day. Dieser Tag macht auf die meist geringere Bezahlung von Frauen gegenüber Männern aufmerksam. Deutschland nimmt beim Thema „Gerechte Bezahlung“ im europäischen Vergleich einen der hinteren Plätz ein. Für eine der modernsten Volkswirtschaften ein Unding! Laut DESTATIS lag die Lohnlücke zwischen dem Bruttostundenlohn von Männern und Frauen im Jahr 2020 deutschlandweit noch immer bei 18%. Umgerechnet in Tagen bedeutet es, dass Frauen in Deutschland 66 Tage im Jahr 2022 umsonst gearbeitet haben – vom 01.01.2022 bis heute! Eine gleiche und faire Bezahlung von Männern und Frauen muss weiterhin das Ziel sein.
Gründe für den Pay Gap
Frauen übernehmen in ihren Familien viel häufiger die unentgeltliche Care-Arbeit, also die Kinderbetreuung oder die Pflege Angehöriger. Dafür verlassen sie länger ihr Arbeitsverhältnis und steigen oft nur in Teilzeit wieder ein. Ein weiterer Grund: Frauen sind durch die Teilzeitarbeit viel seltener in Führungspositionen zu finden und arbeiten häufiger in sozialen Berufen, in denen der Bruttostundenlohn geringer ist.
Aber auch gesetzliche Rahmenbedingungen wie das Ehegattensplitting oder die Steuerklassenwahl III/V haben eine massive erwerbshemmende Wirkung für Frauen. Diese Systeme sind auf den Einverdienerhaushalt abgestellt und passen nicht mehr in die heutige Zeit.
Frauenberufe vs. Männerberufe
Die gesellschaftliche Sicht auf viele Berufe ist eine Herausforderung für die Gleichberechtigung. Wir müssen weg von den typischen „Frauen- oder Männerberufen“! In den meisten Fällen ist die Bezahlung der ausschlaggebende Grund für diese Einteilung. Bereiche in der Pflege, Betreuung, und Bildung müssen viel besser finanziell entlohnt werden. Stabile Tariflöhne und gute Entwicklungschancen sind hierfür dringend notwendig.
Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist die Erhöhung des Mindestlohns auf 12,-€, die die neue Bundesregierung auf den Weg gebracht hat. Besonders Beschäftigte aus dem Niedriglohnsegment werden die Erhöhung im Geldbeutel merken. Doch auch in anderen Branchen muss die Bezahlung fair werden. Der ungerecht-bezahlte Verdienst findet sich in nahezu allen Berufsparten wieder. In diesem Jahr macht der Equal Pay Day unter dem Motto „Equal Pay 4.0“ auf die gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt aufmerksam.
Analog zur Anhebung des Mindestlohns wurde auch die Verdienst-Obergrenze für Minijobs von 450,- auf 520,-€ angehoben. Aus Gleichstellungssicht ist diese Entscheidung stark zu kritisieren. Überdurchschnittlich viele Frauen bestreiten so ihren Lebensunterhalt ohne Sozialabgaben zu bezahlen. In vielen Fällen mit einer gebrochenen Erwerbsbiographie kommt es zu massiven finanziellen Problemen im Alter.
Gleiche Qualifikation muss gleiche Entlohnung bedeuten – unabhängig vom Geschlecht.
Die Ursachen für ungerechte Entlohnung müssen bereits frühzeitig zu beseitigt werden:
- Zuverlässige Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, so dass Mütter und Väter ihren
Berufen nachgehen können. - Frühförderung in einer gut ausgestatteten Kita
- Eine gute, gleichberechtigte Schulbildung – besonders in den MINT-Fächern
- Ausbildungsstätten, die Mädchen und Jungs gleichermaßen eine Chance geben
Frauendominierte Berufe oder die unentgeltliche Care-Arbeit benötigen eine viel größere gesellschaftliche Anerkennung und Akzeptanz. Hier benötigt es ein Umdenken! Denn familienbedingte Arbeitsunterbrechungen wie Schwangerschaften, Elternzeiten oder Pflege von Angehörigen werden noch viel zu oft als Hemmnis angesehen, Frauen auch in Führungspositionen einzustellen oder sie bei Gehaltsrunden zu bedenken.
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