Ein Beitrag von Heike Bunde:
Die weißen Riesen mit ihren Ufos stehen seit Ende der 60er Jahre in Leverkusen. Sie säumen den Europaring und bringen Licht ins Dunkel der Nacht. Ich kenne sie seit meiner Kindheit und oft haben sie mir abends den Weg nach Hause erleuchtet. Doch sind sie heute noch zeitgemäß? Kosten sie nicht zu viel Geld? Sind sie vielleicht nur noch ein Überbleibsel einer vergangenen Zeit? So wie die Schlaghosen der 70er in meinem Kleiderschrank?
Seit Monaten schwirren verschiedene Gedanken zu den Licht-Hochmasten durch meinen Kopf. Wahrscheinlich geht es vielen so. Die Debatte über den Abriss oder Erhalt der Masten beschäftigt die Leverkusener Politik ja schon seit Monaten. Ich will die Gedanken einmal sortieren und versuchen zu einer Meinung zu kommen.
Sie prägen das Stadtbild Leverkusens
Es gibt viele Gebäude, die das Bild einer Stadt prägen. Der Eiffelturm und der Kölner Dom sind da sicherlich sehr prominente Beispiele. Wann sind Gebäude eigentlich prägend und wieso? Beim Kölner Dom erscheint die Frage so einfach, und trotzdem glaube ich: Es gibt da keine klare Antwort drauf. Für einige von uns war das alte Rathaus auch prägend und trotzdem steht es heute nicht mehr. Auch die City C war einmal prägend für unsere Stadt. Heute warten wir darauf, dass sie wieder aus ihren Dornröschenschlaf erwacht.
Es ist also eine Frage wie die Menschen hier in unserer Stadt das sehen. Beim Bayer-Kreuz ist diese Frage beantwortet worden. Es erstrahlt daher weiterhin jede Nacht für uns.
Aber zurück zur Frage. Prägen die Hochmasten unser Stadtbild? Ich glaube ja, zumindest in der Mitte Leverkusens. Am Forum und am Bahnhof gehören Sie zu einem Ensemble, das Teil der Geschichte unserer Stadt ist. Gleichzeitig treffen sie dort auf Neues, wie der Rathaus Galerie und bald dem neuen Bahnhof.
Stromverschwendung und ökologisch von gestern?
Neben der Frage, ob die Hochmasten das Stadtbild prägen, wird auch immer darüber diskutiert, ob die Masten technisch zeitgemäß und nicht ökologisch von gestern sind. Technisch sind die Masten funktionsfähig, jedenfalls die, die derzeit genutzt werden. Eine stromsparende und damit ökologische LED-Technik ist nicht vorhanden.
Die Masten sind an einigen Stellen in der Ausleuchtung leider auch sehr ineffizient und sie verursachen viel Streulicht, das viele Tierarten verwirrt. Es gibt sicherlich modernere und effizientere Beleuchtungsmethoden mit klassischen Laternen an den Straßen.
Seitens Bündnis90/Die Grünen wurde der Vorschlag unterbreitet auf den Masten vertikale Windkraftanlagen anzubringen. So wirklich kann ich mir das nicht vorstellen. Lohnt sich das überhaupt? Schließlich bleiben die Masten dann ja erhalten und müssen beizeiten in Stand gesetzt werden. Aus meiner Sicht also eher nicht praktikabel.
Eine Frage der Kosten!
Angestoßen wurde die Debatte um den Abriss der Hochmasten ja aus finanziellen Gründen. Von daher sollten wir uns die Kosten einmal ansehen. Die Masten sind aktuell standsicher. In Zukunft werden aber hohe Instandhaltungs- und Reparaturkosten auf uns zukommen. Die Stadtverwaltung hat daher einmal berechnet, dass bis 2028 Instandhaltungskosten von ca. 700.000 Euro für die 14 Hochmasten entstehen. Wenn alle abgeschaltet werden und durch 60 normale Straßenlaternen ersetzt werden (laufende Gesamtkosten von 24.000 Euro) ergibt sich eine Einsparung von 676.000 Euro. Das ist eine beachtliche Summe.
Finanziell ergibt es daher keinen Sinn an den Hochmasten festzuhalten. Konventionelle Beleuchtung ist im Unterhalt und Betrieb einfach deutlich billiger als die weißen Riesen.
Wie kann eine Lösung aussehen?
Die Fraktionen im Rat der Stadt Leverkusen haben lange diskutiert, auch wir in der SPD-Fraktion. Das war teilweise sehr kontrovers. Befürworter und Gegner der Masten haben ihre Ideen und Argumente ausgetauscht. Die Gedanken damit geordnet, sowie ich es jetzt auch mit diesem Beitrag versuche.
Die Lösung beziehungsweise der Kompromiss könnte so aussehen: Der Erhalt aller Hochmasten ist wirtschaftlich nicht sinnvoll. Die Argumente zum Stadtbild sind nachvollziehbar, aber sicherlich nicht für jeden Mast. Die Lösung liegt also nah: Ein paar wirklich stadtbildprägende Masten bleiben erhalten, die anderen verschwinden.
Die Fraktionen im Rat werde sich vermutlich auf den Erhalt der Masten 11, 12 und 16 einigen können. Das sind die Masten am Wendehammer der Dhünnstraße, vorm Forum und an der Y-Brücke. Ich meine, so können wir etwas vom historischen Stadtbild erhalten und handeln gleichzeitig aus ökologischer und wirtschaftlicher Sicht richtig.