Ein Beitrag von Sven Tahiri:
Seit ein paar Jahren diskutiert Leverkusen über den Bau von zwei neuen Rheinbrücken. Der erste Spatenstich für die erste ist nun erfolgt. Beide Brücken sind für den Autobahnverkehr gedacht. Gleichzeitig bieten sie aber auch eine Rheinquerung für Fußgänger und Radfahrer.
Fast zeitgleich zum Spatenstich erreichte die Leverkusener Politik ein Antrag der FDP. Ihr Vorschlag? Eine weitere Rheinbrücke für Fußgänger und Radfahrer zwischen Wiesdorf und Köln Merkenich.
Brücken schlagen
Die Vorstellung der FDP ist simpel. Eine Brücke über den Rhein. In Leverkusen soll sie auf der Höhe der unteren Hauptstraße beginnen. Das andere Rheinufer erreicht sie dann irgendwo in den Rheinauen vor Merkenich.
Der Wunsch der FDP? Pendler sollen leichter zur Arbeit in den Niehler Ford Werken oder in den Leverkusener Chempark und möglicherweise ein paar Dutzend Menschen zum Einkaufen in die Leverkusener City kommen.
Pendlerverbindung besteht bereits
In Wiesdorf besteht schon jetzt nur wenige hundert Meter weiter bereits eine intakte Verbindung für Pendler über die bestehende Rheinbrücke und auch auf den beiden neuen Rheinbrücken werden breite Fuß- und Radwege zu finden sein.
Was würde die Verbindung also bringen? Betrachtet man den Umweg über die ca. 500 Meter weiter nördlich liegende Rheinbrücke, so dürfte die realistische Zeiteinsparung per Fahrrad bei vielleicht zehn Minuten liegen. Die Frage der Sinnhaftigkeit ergibt sich da, meiner Meinung nach, recht schnell.
Jeder Cent zu viel
Soweit so gut. 10 Minuten sind immerhin Lebenszeit, die man anders verwenden könnte. Aber sollden diese Minuten Ersparnis eigentlich bezahlt werden? Der Bau soll am besten mit Fördermitteln erfolgen. Ob die kommen oder nicht steht in den Sternen. Eine Finanzierung durch die Städte Leverkusen und Köln erscheint jedenfalls so sicher wie der Gewinn im Lotto.
Hier wird auf Kosten des Steuerzahlers ein teures und (fast) nutzloses Projekt finanziert. Das Geld für eine solche Brücke, egal wie teuer sie am Ende ist, könnte in vielen anderen Projekten deutlich besser verwendet werden. Zum Beispiel im Ausbau des ÖPNV in Leverkusen oder möglicherweise auch bei der Einrichtung eines Pendelbusses über die neue Rheinbrücke. Das wären echte Erleichterungen.
Alle Argumente ausgetauscht
Was bringt es eigentlich, die gesamten Beratungen zum Antrag der FDP wieder von vorne beginnen zu lassen, bloß weil man plötzlich der Auffassung ist, es wären nicht alle Argumente ausgetauscht worden? Sowohl im Ausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Planen als auch in der Bezirksvertretung I wurde der Antrag beraten und deutlich bzw. einstimmig abgelehnt. Welche Argumente möchte die FDP denn gerne noch vorbringen?
Ich bin gespannt auf die Argumente die in den Ausschusssitzungen im Januar und Februar präsentiert werden. Ich erwarte aber keine überzeugenden.
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